Nu Guo – Im Namen der Mutter

Nu Guo – Im Namen der Mutter

„Nu Guo – Im Namen der Mutter“ ist der Titel eines Films von Francesca Rosati Freeman über die Mosuo, der mit Unterstützung des MatriArchivs übersetzt wurde. Er wird erstmals aufgeführt: Donnerstag, 9. Juni 2016, im Frauenpavillon im Stadtpark St.Gallen.

Was heisst Gleichstellung?

Am 1. Juli 1996 trat das Schweizerische Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann (GlG) in Kraft. Es verbietet insbesondere jede Art der Diskriminierung von Frauen oder Männern im Bereich der unselbständigen Erwerbsarbeit. Dieses Jubiläum ist Anlass zu verschiedenen Veranstaltungen im Juni. Doch auch nach 20 Jahren ist die tatsächliche Geleichstellung nicht erreicht. Lohndiskriminierung, die Abwertung der Frauenberufe, Sexismus und Gewalt an Frauen sind an der Tagesordnung. Um jemals wirkliche Gleichstellung zu erreichen, braucht es offensichtlich ein radikales Umdenken. Wie ein solcher Systemwechsel aussehen könnte, zeigt ein Blick in die ethnologische Forschung.

Die Mosuo in Südchina

Seit Jahrhunderten leben die matrilinearen Mosuo im Gleichgewicht. Ihre Heimat sind die Hänge des Himalaya, auf 2700 Metern Höhe, im Südwesten Chinas, ein Ort von bezaubernder Schönheit, wo die Natur nicht grosszügiger sein könnte. In den Mosuo-Dörfern gibt es keine häusliche Gewalt, keine Vergewaltigung oder – schlimmer noch – keinen Frauenmord. Es ist eine gewaltfreie Kultur, wo die von Generation zu Generation weitergegebenen Werte jene der Aufmerksamkeit, des Respektes, des Erkennens der Bedürfnisse und der gemeinsamen Nutzung der Güter sind.

Fehlendes Besitzdenken

Obwohl man der Dabu die Rolle des Familienoberhauptes überträgt, ist das Mosuo-Modell eine Gesellschaftsform, die auf Gegenseitigkeit und auf der Zusammenarbeit zwischen den Geschlechtern beruht. Die Aufteilung der Verantwortung, Liebe und Respekt für Andere fördert die Gleichstellung. Das völlige Ausbleiben des Besitzgedankens, sowohl in Bezug auf Güter als auch auf Menschen tragen ebenso dazu bei. Es existieren weder Eifersucht noch Eifersuchtsdramen.

Neben dem fehlenden Besitzdenken trägt auch die Sozialstruktur zu einer egalitären Gesellschaft bei. Die Menschen bleiben ein Leben lang in der mütterlichen Familie. Hier fühlen sie sich geborgen und hier erfahren sie Solidarität. Liebespaare gründen keine neue Kleinfamilie, die Partner leben und arbeiten weiterhin im Mutterclan und pflegen ihre Beziehung besuchsweise. Bei einer Trennung bleibt den Kindern ein Trennungstrauma erspart, denn sie bleiben in der mütterlichen Familie. Die von den Werten des Mütterlichen, der Liebe und dem Respekt geprägte Erziehung wird den Jüngsten hauptsächlich durch die Mütter, Grossmütter, aber auch durch die Onkel vermittelt. Es ist eine Erziehung ohne Diskriminierung und ohne die mit dem Geschlecht verbundenen Privilegien, die bei uns schliesslich oft Gewalt hervorrufen.

Gleichwertige Arbeit

Die Solidarität, auf der die Beziehungen innerhalb der Familie beruhen, bildet auch die Grundlage der wirtschaftlichen Struktur der Mosuo-Gemeinschaften. Obwohl sich die Tätigkeiten von Männern oder Frauen teilweise unterscheiden, sind diese nicht zwangsweise einem Geschlecht zugeordnet. Keine Tätigkeit wird als besser oder minderwertiger betrachtet, weswegen die beiden Geschlechter in vollkommenem Gleichgewicht bleiben.

Die italienisch-französische Forscherin und Filmerin Francesca Rosati Freeman hat die Mosuo mehrmals besucht und ihre Lebensweise in Publikationen und einem Film dokumentiert. Am Donnerstag, 9. Juni erfährt der Film seine deutschsprachige Erstaufführung im Frauenpavillon. Die Filmerin ist anwesend und wird im Anschluss gerne Fragen beantworten

Donnerstag, 9. Juni 2016, im Frauenpavillon im Stadtpark St.Gallen

Türöffnung 18.00 Uhr, kleiner Imbiss. Beginn der Filmvorführung 19.00 Uhr

Francesca Rosati Freeman ist anwesend.

http://www.matriarchiv.ch

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