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NUR (!) 3,1 Prozent Lohnungleichheit beim Kanton

NUR (!) 3,1 Prozent Lohnungleichheit beim Kanton

Der Kanton St. Gallen hat gemäss dem Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann eine departementsübergreifende Lohngleichheitsprüfung durchgeführt und die Löhne seiner 6213 Mitarbeitenden in der Verwaltung untersucht. Stolz wurde gestern vermeldet: Es wurde «keine systematische Lohndiskriminierung festgestellt.» Die Prüfung habe ergeben, «dass Frauen unter Berücksichtigung der aggregierten Datenbasis bei sonst gleichen Voraussetzungen rechnerisch 3,1 Prozent weniger verdienen als Männer.»

 

Applaus, Applaus, wen kümmern schon mickrige drei Prozent. Oder drei Tore im Cup-Final. Man muss es ja nicht immer so genau nehmen, nöd wohr. Du musst mit dem Zug nach Tsüri? Wir werfen dich am Flughafen raus, Kloten ist ja quasi auch Tsüri. Die Abstimmung über das revidierte CO2-Gesetz? Eigentlich gewonnen, denn was sind schon ein paar mehr Prozent Nein-Stimmen. Und wer sich ein Velo bestellt, das ohne Sattel geliefert wird, soll sich mal nicht so anstellen. Es fährt ja trotzdem.

Aber fast ist eben nicht ganz, und drei Prozent machen einiges aus, nicht nur, wenn es zum Beispiel um die Altersvorsorge geht, bei der die Frauen ohnehin schon schlechter gestellt sind. Häufigere Teilzeitarbeit und geringere Einkommen sind die Gründe, warum Frauen Studien zufolge durchschnittlich rund ein Drittel weniger aus der ersten Säule erhalten. Von der zweiten und dritten wollen wir hier gar nicht erst anfangen.

Übrigens: Der Grund, warum der Kanton trotz 3,1 Prozent «keine begründeten Hinweise auf eine systematische Lohndiskriminierung in der kantonalen Verwaltung» sieht, ist nicht, dass man da nicht rechnen kann, sondern weil der Wert unter der vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann definierten Toleranzschwelle von fünf Prozent liegt. Systematische Diskriminierung beginnt also erst bei 5 Prozent, davor ist es nur Diskriminierung.

Immerhin werfen die 3 Prozent auch beim Kanton Fragen auf. Die Regierung möchte nun «den festgestellten Lohnunterschied detaillierter analysieren, um mögliche Ursachen und Handlungsbedarf zu lokalisieren.» Das ist denn aber lieb!

 

Quelle: Tagblatt

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