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Rietmann, Gossauer, Maeder & Co. – Neues zur St. Galler Fotografiegeschichte

Rietmann, Gossauer, Maeder & Co. – Neues zur St. Galler Fotografiegeschichte

Fotografie erlebt in unserem digitalen Zeitalter einen nie geahnten Höhenflug . Einen Text ohne Begleitfoto zu verschicken – ausgeschlossen. Seit es die Fotografie gibt, ist auch Vergangenes fotografisch festgehalten worden. Lange in den Archiven und Bibliotheken dahin schlummernd, kommen jetzt wahre Bilderschätze ans Tageslicht. Mit diesen Kulturschätzen befasst sich nun das 159. Neujahrsblatt (2019)des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen.

«Fotos sind spannend, eindrücklich, verblüffend»,sagt der Historiker Peter Müller, Vorstandsmitglied des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen und neuer Redaktor des Neujahrsblatts.

Die Themenpalette im Neujahrsblatt ist breitgefächert. Sie reicht von den Fotobeständen der Kantonsbibliothek, des Staatsarchivs St. Gallen, über die Fotoarchive der Nordostschweiz, bis hin zum Nachlass des Fotografen Herbert Maeder (1930 – 2017).

St. Gallen, Stadt und Kanton, hat einige über die Landesgrenzen hinaus bekannte Fotografen und Fotografinnen hervorgebracht. Einer der ersten professionellen Fotografen der Stadt war Otto Rietmann (1856 -1942). In seinem Text «Ein Schnappschuss vom US-Zirkus Barnum & Bailey» berichtet Peter Müller von einem Foto, das Otto Rietmann am 1. September 1902 auf der Kreuzbleiche in St. Gallen gemacht hat. Es ist der Schnappschuss vom bunten Treiben beim US-Zirkus Barnum & Bailey, der damals für zwei Tage in St. Gallen gastierte.

«In einer ausverkauften Vorstellung hatten 12`000 Leute Platz, schätzte das St. Galler Tagblatt damals. Die 100 Nummern wurden in drei Manegen, auf zwei Bühnen, einer Rennbahn und in der Luft vorgeführt – alles gleichzeitig. Rietmanns Foto fängt von dem Gigantischen nichts ein, ebenso wenig auch die andern vier Elefantenfotos die er bei dieser Gelegenheit schoss». Trotzdem sei das Foto kostbar, weil es für eine wichtige Welt-Bewegung stehe. Durchreisende Elefanten gehörten auch in St. Gallen lange Zeit zu beliebten Attraktionen. «Die Kolosse öffneten Fenster zu aussereuropäischen Welten. Zu den Besuchen all dieser Elefanten in St. Gallen ist nur wenig Quellenmaterial erhalten. Entsprechend wertvoll sind die Fotos von Otto Rietmann. Es sind Fotos, die indirekt auch den Wohlstand und die globale Vernetzung St. Gallens im Stickerei-Boom dokumentieren. Wie sonst hätte dieser US-Zirkus in St. Gallen Station gemacht», meint Peter Müller.

Peter Müller arbeitet seit 30 Jahren als Historiker, Journalist und Autor. Mehrere Bücher sind von ihm erschienen. Seit 2010 ist er im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen für die Aufarbeitung und Dokumentation der Sammlungsgeschichte sowie für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. «Fotografien werden immer wichtiger im Umgang mit der Geschichte. Sie sind nicht mehr bloss Illustrationen, sondern wichtige Quellen der Vergangenheit», hält der Historiker fest. Deshalb habe er dieses Thema im Neujahrsblatt aufgegriffen. Es passe ins Dritte Jahrtausend.

 

Peter Müller (Konzept und Redaktion) , 159. Neujahrsblatt, herausgegeben vom Historischen Verein des Kantons St.Gallen ,Verlag FormatOst, 2019, 200 Seiten, ill, SFR 38.00

Hier erfahren Sie mehr über das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen HVMSG!

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