Sagenhafter Alpenraum und Sagen vom Alpstein

Sagenhafter Alpenraum und Sagen vom Alpstein

Von alters her erzählte man sich Sagen in allen Regionen der Schweiz. Besonders sagenreich ist die Zentralschweiz. Mehr als 1600 Erzählungen beinhaltet die Sammlung der «Urner Sagen». Diese Sagen hielt Pfarrer Josef Müller zwischen 1909 und 1926, zumeist in einem mundartlich gefärbten Schriftdeutsch, einzelne auch in Mundart, auf über 1000 Seiten handschriftlich fest.

 

Neben den Urner Sagen ergänzte Josef Müller seine Sammlung durch Sagen aus anderen Kantonen. Das Ergebnis sind mehrere tausend Erzählungen. Die Ausstellung «Sagenhafter Alpenraum» im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz, die noch bis zum 2. Oktober 2022 dauert, rückt bekannte Sagen ins Zentrum, für alle die Sagen mögen.

Die Sage ist die kurze Form der Erzählung, die keinen originalen Verfasser aufweist, weil sie mündlich überliefert wurde. Inhaltlich handelt die Sage von realen Orten, Personen oder Geschehnissen, die mit fiktiven Figuren und Fähigkeiten, wie Fabelwesen oder Magie verbunden werden. «Die Sage ist eine Aus-Sage der Volksseele und sie ist als Mutter aller Erzählkunst im Alpenland, im Alpstein in grosser Dichte anzutreffen», heisst es im Büchlein «Sagen aus dem Appenzellerland», und weiter. «Sagen sind in der modernen Welt keineswegs überholt, denn der Wunsch nach Gerechtigkeit, der vielen Sagen innewohnt, ist ewig gültig».

«Der Alpstein ist reich an Sagen und Geschichten: Sie reichen von Erzählungen und Erklärungen zu Naturphänomenen, wie dem Abfluss des Sämtisersees und über die Wildkirchli-Höhle, bis zu Berichten über Verbrechen und tragische Unfälle», so leitet Roland Inauen seinen Beitrag «Sagenhaftes, Legendäres und Anekdotisches» im Buch «Der Alpstein» ein. Da geht es um das Wetterloch am Kamor, um Drachen, schmorende Riesen, hungerstillende Wasser und vieles mehr. Geschichten von Hexen und weisen Frauen fehlen ebenso wenig, wie die Geschichte der Hebamme, die um ihren Lohn geprellt wurde. Roland Inauens Beitrag umfasst sehr informativ den ganzen erlebten kulturellen Raum, rund um den Säntis.

Zum Schluss noch die reizende Sage, die berichtet, warum die Häuschen rund um den Säntis über die Hänge verstreut sind: Ein Säntisriese von ungeheurer Kraft und Grösse wollte einst im Appenzellerland eine Stadt bauen. Er ging deshalb hinüber ins Montafon und liess sich von Zwergen einen grossen Vorrat hübscher Häuser zimmern. Diese steckte der Riese in einen weiten Sack und machte sich auf den Heimweg. Als er jedoch den Alpstein überschritt, streifte sein Sack eine scharfe Felskante und zerriss. Da purzelten die Häuschen über alle Berghänge in die Täler hinunter. Sie übersäten die schönen Böden, Halden und Talsohlen des oberen Toggenburgs auf der einen und der Appenzeller Hügel auf der anderen Seite. Als der Riese sah, wie gut die sauberen Holzhäuschen zu den grünen Matten passten, wie silbern die blanken Scheiben in der Morgensonne glitzerten, da sammelte er sie nicht wieder ein, sondern liess sie stehen, wo der Zufall sie hingetragen hatte. Vom Bau einer Stadt wollte er nichts mehr wissen. (Sagen aus dem Appenzellerland, Verlag Appenzeller Hefte, Schwellbrunn)

Demnächst erscheint die 6. Auflage «Der Alpstein – Natur und Kultur im Säntisgebiet» Appenzeller Verlag, Schwellbrunn.

Verlagshaus Schwellbrunn

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