• Home
  • /Arbeit
  • /Sorge-Arbeit ist unverzichtbar – Es braucht jetzt echte Reformen
Sorge-Arbeit ist unverzichtbar – Es braucht jetzt echte Reformen

Sorge-Arbeit ist unverzichtbar – Es braucht jetzt echte Reformen

Das vergangene Jahr hat uns alle gefordert, privat und beruflich. Aber seien wir ehrlich: Es waren einmal mehr die Frauen, die den Hauptharst dieser pandemiebedingten Zusatzbelastungen getragen haben. Im Teillockdown im Frühling mussten Homeschooling, Homeoffice und Haushalt unter einen Hut gebracht werden.

Und viele der Berufe, die wir als «systemrelevant» erkannt haben, sind traditionell Frauenberufe: Im Verkauf, in der Reinigung, in der Pflege, in der Betreuung und in der Bildung, wo vor allem in der Unter- und Mittelstufe das Personal grossenteils weiblich ist. Und das heisst: wenig Lohn und wenig Anerkennung für gesellschaftlich unverzichtbare Aufgaben.

Das Klatschen wird zur Ohrfeige

Ohne das Reinigungspersonal und ohne die Verkäuferinnen, wären wir nicht so glimpflich durch diese Zeit gekommen. In den Kitas, Kindergärten und in der Primarschule waren die Lehrpersonen besonders gefordert, damit die Kinder im Fernunterricht nicht abgehängt und die Eltern nicht überfordert werden. Das ist etwas anderes als in der Oberstufe, wo der Männeranteil höher ist: Hier kann von Jugendlichen schon mehr Selbständigkeit erwartet werden.

Dem Pflegepersonal haben wir im Frühling von den Balkonen applaudiert. Im Nachhinein tönt dieser Applaus eher wie eine schallende Ohrfeige. Denn für sie gibt es keine Lohnerhöhung und nur in den seltensten Fällen einen einmaligen «Coronabonus», der diesen Namen auch verdient. Das ist einfach nur beschämend.

Wenn die Spitäler, Pflegeheime, Spitexbetriebe erklären, sie hätten kein Geld für Lohnerhöhungen für die Pflege, haben sie nicht einmal ganz unrecht: Die Finanzierung ist absolut ungenügend. Das Gesundheitswesen wäre zwar ein Service Public, wurde aber immer mehr dem Markt überlassen. Als ob unsere Gesundheit und der Kauf eines neuen Autos den gleichen Mechanismen gehorchen würden!

Sorgearbeit muss endlich honoriert werden

Unser Sozial- und Rentensystem vernachlässigt die Sorgearbeit sträflich. Die Betreuung von Kindern und älteren Angehörigen wird «naturgegeben» den Frauen aufgebürdet und weder bezahlt noch in der Berechnung der Renten angemessen berücksichtigt. Vor allem im Alter schlägt das auf die Frauen zurück: Sie haben ein Leben lang gekrampft, um dann wegen Beitragslücken, tiefen Löhnen, Teilzeitarbeit und geschlechtsbedingter Benachteiligung in der zweiten Säule von Armut bedroht zu sein. Das ist inakzeptabel. Es braucht eine substanzielle Aufwertung der systemrelevanten Care-Arbeit, auch finanziell. Es braucht eine Reform des Rentensystems, das die geleistete Betreuungsarbeit berücksichtigt. Und es braucht eine Abkehr von der Ökonomisierung unseres Gesundheitswesens. Dass diese krachend gescheitert ist, sollte angesichts der Krise wohl allen klar geworden  sein. Es ist endlich Zeit für ein radikales Umdenken, damit wir solche Herausforderungen in Zukunft besser meistern können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*