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«Unterschriften-Bschiss» ist Wort des Jahres 2024

«Unterschriften-Bschiss» ist Wort des Jahres 2024

Im September wurde publik, dass kommerzielle Unterschriftensammelnde Namen und Unterschriften auf den Sammelbögen für Initiativen gefälscht haben. Die Aufregung in den Medien war gross, die Bevölkerung reagierte gelassen. Ein Betriebsunfall halt. Auch in der Wort-des-Jahres-Jury hielt sich die Begeisterung für das Wort «Unterschriften-Bschiss» zunächst in Grenzen.

 

Je länger aber diskutiert wurde, umso dringlicher sei der Begriff geworden, so Autor Max Küng und Slam-Poetin Moët Liechti, zwei der zehn diesjährigen Jurymitglieder, nach der Jurysitzung. Und so wurde «Unterschriften-Bschiss» am Ende zum Wort des Jahres 2024 gewählt.

Risse in der Schweizer Demokratie? In der Tat. Mit dem Sammeln von Unterschriften Geld zu verdienen, wirkt allein schon undemokratisch. Denn mit der Unterschrift auf einem Sammelbogen nimmt man schliesslich aktiv am politischen Prozess der Schweiz teil. Und jetzt könnte es plötzlich sein, dass wir über Initiativen abgestimmt haben, die ohne den Betrug gar nicht zustande gekommen wären.

«Divers» – das Universum der Verschiedenheit und der Vielheit

«In diesem kurzen Wort steckt das ganze Universum der Diversität drin», erläutert Jurypräsidentin Marlies Whitehouse, warum «divers» auf Rang 2 gewählt wurde. In der italienischsprachigen Schweiz kam «non binario» (non-binär) sogar auf Platz 1. «Divers» umfasse aber weit mehr als die Geschlechtsidentität, so Whitehouse. Zwar war Nonbinarität mit Nemo und dem Sieg im ESC in aller Munde. Aber auch die Biodiversität, über die viel diskutiert und abgestimmt wurde, gehöre dazu. Und damit die Grundfrage, wie wir als Gesellschaft mit dem Anderssein und mit der Vielfalt umgehen.

Lange sei über das Wort «Schuttstrom» debattiert worden, gaben die Jurymitglieder nach ihrer Sitzung preis. Dagegen sprach erstens, dass das Wort vor allem letztes Jahr gebraucht wurde, im Zusammenhang mit der Gerölllawine bei Brienz (GR). Zweitens fasse «Murgang» eine ganze Serie jüngster Erdrutsche im Alpenraum zusammen, etwa im Misox, bei Schwanden, in Vitznau oder im Saastal.

Auch wenn jeweils drei Wörter gekürt werden: Die Debatten eines ganzen Jahres können damit nicht abgedeckt werden. So fehlen zum Beispiel die oft genannten Wörter «Klimaseniorinnen» oder «Genozid» (in Gaza). Immerhin das Thema «Nahostkonflikt» nimmt die Jury der Romandie auf, indem sie «Cessez-le-feu» (Waffenruhe) zum französischen Wort des Jahres wählte.

Relevant und mit Schweizbezug

Auf den ersten Blick mögen die drei deutschen Wörter des Jahres unspektakulär wirken. Es sind keine Reizwörter und sie beziehen sich nicht auf gehypte Einzelereignisse. Dafür erfassen sie grössere Zusammenhänge und längerfristige Umbrüche: Angriffe auf die Demokratie, die Notwendigkeit von Diversität und das sich verändernde Klima sind hochrelevante Themen für uns alle.

Darüber hinaus löst «Unterschriften-Bschiss» das Versprechen ein, dass das Wort des Jahres eine Zeitkapsel sein soll, mit deren Hilfe man rückblickend das Jahr 2024 identifizieren kann. «Bschiss» als Mundartwort und «Murgang» als Helvetismus erfüllen auch formal die Vorgabe, dass die Wörter des Jahres einen klaren Schweizbezug haben sollen.

Quelle: SRF

Bild: Die Jury von links nach rechts: Alma Meier, Lorenz Langenegger, Stefanie Grob, Thamar Xandry, Peter Stamm, Max Küng, Moët Liechti, Marlies Whitehouse, Rebekka Häfeli, Christian Kriele und Dominic Fuchs. SRF

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