Up to and Including Limits: After Carolee Schneemann im Muzeum Susch
Im März letzten Jahres ist Carolee Schneemann verstorben. Ihr Werk gilt als innovativ und einflussreich. Das Muzeum Susch stösst mit einer Gegenüberstellung von über 60 Werken von 13 Kunstschaffenden einen Dialog an. Dabei darf auch die Ikone des Feminismus nicht fehlen.
Es sei «nichts für Schamhafte», was das Muzeum Susch in der aktuellen Ausstellung zeigt. Und das ist auch gut so, denn schliesslich soll die Gegenüberstellung der mehr als 60 Werke von Kunstschaffenden aus den 1980er-Jahren bis in die heutige Zeit zum Dialog anregen. Damit bleibt das Kunstmuseum im Unterengadin innovativ, waghalsig und gesund anders – halt wie gewohnt.
Besonders die Werke von Carolee Schneemann sind eine empfehlenswerte Rarität. Die Künstlerin trug unermesslich viel zur Macht von Frauen über die Bilder bei. Ihre Kunst bezog die Schlagkraft aus parodistischen Impulsen. Unter dem Motto «From Then and Beyond» stellte Schneemann aus New Paltz, New York, noch bis kurz vor ihrem Tod in der Kunsthalle Winterthur aus. Es war die erste Einzelpräsentation ihrer Werke in der Schweiz – und leider sollte es auch die letzte bleiben, wurde doch Carolee Schneemann im März von ihrem Krebsleiden besiegt.
Es gilt als historisch, wie die Künstlerin als Erste überhaupt, ihren eigenen, weiblichen, nackten Körper als künstlerisches Rohmaterial nutzte und in Fotografie, Filme und Performances einband. Damit wurde sie zur verehrten Ikone der feministischen Kunst. Doch nicht nur dies zeichnete Schneemann besonders aus. Nein, ihr Werk blieb stets unmittelbar, tief und einzigartig innovativ. «Autobiografie ist in ihrem Oeuvre mehr als ein Ordnungskriterium, denn sie prägt und verursacht es in seiner Gesamtheit», brachten die Kuratoren die Winterthurer Ausstellung Carolee Schneemanns Schaffen auf den Punkt.
Es kam damals auch die Künstlerin selbst in Videodokumentationen zu Wort, welche von ihr zu Filmen zusammengeschnitten wurden. Tagebuchausschnitte über die vergangene und neue Liebe und Kommentare von Kunstschaffenden und Freunden machten die Winterthurer Ausstellung sehr persönlich und Bilder wie «Eye Body», «Correspondence Course» oder «Ask the Goddess» aus der frühen und späten Schaffenszeit Schneemanns rundeten den Einblick in das Gesamtwerk ab.
Das Muzeum Susch beschreitet neue Wege und stösst einen Dialog durch die Gegenüberstellung von über 60 Werken von dreizehn Künstlerinnen, Künstlern und Kollektiven an. Darunter sind nebst Carolee Schneemann, Matthew Barney, Katrina Daschner, Andrea Fraser, Mette Ingvartsen, Ragnar Kjartansson, Elke Silvia Krystufek, Kris Lemsalu, Sarah Lucas, Paulina Olowska, Lia Perjovschi, Pipilotti Rist und Aura Rosenberg vertreten. Ein überraschender Rundum- und Seitenblick, der sich in jedem Fall lohnt!