Wunderschönprächtiges

Wunderschönprächtiges

Wunderschönprächtig wie der Mai, der auch der Wonnemonat genannt wird, zeigt sich die aktuelle Ausstellung “Glaubensachen des Alltags” im Museum Appenzell noch bis zum 25. Mai 2015. Diese Glaubenssachen eignen sich gut, um den Monat Mai mit seinen besonderen Feiertagen zu unterstreichen.

Gegenstände und Bilder des Glaubens nehmen in jeder Gesellschaft eine spezielle Stellung ein. Sie vermögen religiöse, oft abstrakte Vorstellungen und existentielle Sinnfragen anschaulich darzustellen. Glaubensdinge machen religiöses Empfinden auf sinnliche Weise sichtbar und greifbar.

Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg

spielten die Andachtsgegenstände im katholisch geprägten Appenzell Innerrhoden eine grosse Rolle. Dabei wurden sie im Alltag auf vielfältige Weise genutzt. Sakrale Objekte brachten Schutz, Heil und Segen. Dinge des Glaubens erinnern an wichtige Ereignisse im Lebenslauf wie Taufe, Hochzeit und Tod. Sie dienten der häuslichen Andacht und Erbauung und waren materielle Zeugen gelebter Frömmigkeit. Gleichzeitig waren religiöse Objekte immer auch dekorativer Hausschmuck. Kästchen und Andenken präsentieren sich in prächtiger Ausstaffierung und der reich geschmückte Herrgottswinkel war ein zentraler Blickfang in der Wohnstube

Dem Menschen von heute

mag diese Glaubenskultur fremd geworden sein. Sinn und Zweck der verschiedenen Objekte sind nur noch vage bekannt. Die eindringliche Symbolik und die ästhetische Qualität vergangener Glaubensdinge üben aber nach wie vor eine starke Anziehungskraft aus.

Das Museum Appenzell

sammelt seit über 100 Jahren Gegenstände und Bilder des Glaubens und der Volksfrömmigkeit. Die aktuelle Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch diese umfangreiche Sammlung. Ergänzt wird die Ausstellung durch Arbeiten dreier zeitgenössischer Künstlerinnen. Margaretha Dubach, Vera Marke und Marlis Pekarek haben – jede auf ihre Art- intensiv mit Gegenständen der Volksfrömmigkeit gearbeitet.

In der traditionellen Innerrhoden Stube

liegt der Herrgottswinkel diagonal gegenüber dem Ofen. Bein Eintreten in die Stube fällt so der Blick zuerst auf diese Zeichen des Glaubens. Das Kruzifix ist das wichtigste Element im Herrgottswinkel, es wird flankiert von religiösen Wandbildern. Seit 1850 handelt es sich dabei vielfach um billige Massenprodukte, (Lithographien) die von Versandhäusern und Hausierern vertrieben wurden. Ebenfalls Platz im Herrgottswinkel finden oft Wallfahrtsandenken, Trauerbildchen, Wetterkerzen und der Palmzweig, der in der Regel hinter das Kruzifix gesteckt wird und am Heiligabend in der Räuchlipfanne in Rauch aufgeht.

Museum Appenzell, Hauptgasse 4

Öffnungszeiten
täglich von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr

Birgit Langenegger Kuratorin, Volkskundlerin

www.museum.ai.ch

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