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Säen, Ernten, Ernähren – eine Ausstellung im Botanischen Garten St. Gallen

Säen, Ernten, Ernähren – eine Ausstellung im Botanischen Garten St. Gallen

Saatgut ist Basis der Welternährung. Die diesjährige Sonderausstellung im Botanischen Garten St. Gallen ist denn auch dem Themenkreis „Saatgut“  gewidmet.  In Partnerschaft mit der Regionalgruppe „Public Eye“,  besser bekannt unter dem alten Namen „Erklärung von Bern“, thematisiert die Ausstellung, z.B. Pflanzenpatentierungen, Gentechnik oder den Zusammenhang von Saatguthandel und Hungerproblematik. Gleichzeitig  veranschaulicht eine sehenswerte Sonderpflanzung mit wechselnden Themen von „Pro Specie Rara Gemüse“ botanische Sonderheiten. Die Saatgut-Ausstellung in der Orangerie des Botanischen Gartens ist bis 8. Oktober 2017 zu sehen.

Unsere Kulturpflanzen sind das Ergebnis einer Jahrtausende währenden Zusammenarbeit zwischen Mensch und Natur. In der Ausstellung geben Fachleute Einblick in ihre Arbeit rund um das Saatgut. Es geht um die Genialität der Lebewesen, den Wert der Vielfalt, überraschende wissenschaftliche Erkenntnisse unserer Zeit und ethische Werte im Spannungsfeld von Geschäft und Umwelt.

Kurzum nun die Frage: Was ist los im  Bereich Saatgut?  Der Saatgut-Markt wird heute von denselben Firmen beherrscht, die auch Pestizide produzieren. Die Schweizer Firma Syngenta zum Beispiel ist in Sachen Saatgut die Nummer drei, aber weltweit die Nummer eins bei Pestiziden. „Die heutige Marktkonzentration ist entstanden durch Aufkäufe. Pestizidfirmen haben Saatgutfirmem aufgekauft und die Konzentration setzte sich in den letzten Jahrzehnten fort. Die Saatgutindustrie setzte stark auf Gentechnik, wobei man nach Weltregionen differenzieren muss. In Europa hat Gentech-Saatgut keinen Fuss gefasst. Dagegen wird in Indien mit Gentech-Saatgut im grossen Stil bei der Produktion von Baumwolle eingesetzt. Bei Futtermitteln, wie Soja und Mais aus Süd- und Nordamerika, hat genverändertes Saatgut grosse Marktanteile erreicht. Bei Nahrungsmitteln sind die Marktanteile gering. Klassische Gentechnik, wie sie heute existiert, halte ich für ein Auslaufmodell. Neue Technologien versprechen nachhaltigeren Erfolg “ betont Francois Meienberger.

Jean Ziegler, ehemaliger UN- Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, mahnt: „Autonome Politiker gibt es selten. Die Konzerne diktieren ihr Gesetz auch den demokratischen Staaten des Westens. Sie funktionieren nach Profitmaximierung. Zehn weltumspannende Konzerne kontrollieren 85 Prozent der weltweit gehandelten Grundnahrungsmittel. Diese Konzerne entscheiden indirekt, wer isst und lebt oder wer hungert und stirbt.“

Was können die Konsumenten tun? „Sehr viel  sogar“, sagt Jean Ziegler und fasst seine Thesen in vier Punkten zusammen

  1. Keine gentechnisch veränderte Nahrung kaufen, weil das Finanzsklaverei für die Bauern bedeutet. Diese müssen dann für die Aussaat nächstes Jahr hohe Lizenzgebühren bezahlen.
  2. Fairtrade – Produkte einkaufen, dank derer der Produzent einen gerechteren Preis erhält.
  3. Wenig Fleisch essen. Die Weltgetreideernte beträgt in normalen Zeiten zwei Milliarden Tonnen, davon gehen 500 Millionen Tonnen weg für die Intensivernährung von Schlachtvieh. Wer wenig oder kein Fleisch isst, setzt Nahrung frei für Menschen.
  4. Nur saisonale Nahrung kaufen. Trauben aus Chile im Dezember zu kaufen ist ein totaler Blödsinn. Man sollte möglichst das kaufen, was in der eigenen Region wächst.

Angesichts so massiver Ungerechtigkeiten bei der Nahrungsverteilung fragt sich Jean Ziegler. „Darf man da noch glücklich geniessen?“ Seine Antwort darauf; “ ja, unbedingt! Wenn man kein glücklicher Mensch ist, kann man nichts verändern. Die totale Absurdität, dass Millionen Menschen verhungern auf einem Planeten, der vor Reichtum überquillt, die Weltdiktatur der unglaublich mächtigen Finanzoligarchen – darüber kann man nur zornig werden. Aber man muss auch glücklich sein, damit man klar denken und wirksam kämpfen kann.“

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