Vom Göttergetränk der Maya bis zur Schweizer Schokolade – Cacao
Grosse Beachtung im Kulturmuseum wird weiterhin dem genialen Ostschweizer Uhrmacher Jost Bürgi geschenkt, mit Workshops, Führungen und Vorträgen. Das Frühstücksgespräch vom Sonntag, 28. Januar 2024 griff das Thema «Wohin mit einem ländlichen Volkskundemuseum?» auf. Zu Gast ist Birgit Langenegger, Co-Museumsleiterin, Museum Appenzell. Und schliesslich im März, dann kündigt sich die neue Ausstellung zum Thema Cacao an.
Wie konnte aus einer fremden Frucht mit bitterer Bohne die süsse Versuchung entstehen, die wir heute so sehr mögen? Welche Wege hatte die Kakaobohne bereits zurückgelegt, bevor sie bei uns auf fruchtbaren Boden traf? Diesen Fragen geht das Kulturmuseum mit der Sonderausstellung ab 8. März 2024 nach.
Kakao als schaumig gerührtes Getränk war schon in den Palästen der Maya-Herrscher in Mesoamerika bekannt. Kunstvoll verzierte Gefässe zeugen von dieser Kultur. Doch mittlerweile ist das fast 2000 Jahre her.
Schokoladenmädchen
Europäische Seefahrer brachten ab dem 16. Jahrhundert die Kakao-Frucht über den Atlantik mit. Und die gehobene Gesellschaft genoss dann das ehemalige Göttergetränk in flüssiger Form mit Wasser verdünnt. Die Trinkschokolade, eher bitter, war zuerst ein Herrengetränk. Als sie danach mit Milch und Zucker verfeinert wurde, freute sich die Damenwelt. Dienerinnen servierten das Getränk in besonderen Schokoladetassen. Der Genfer Kunstmaler Jean-Etienne Liotard (1702-1789) porträtierte Schokoladenmädchen («La Belle Chocolatière de Vienne»).
Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert machte die Kakaobohne dann zu einem der weltweit umsatzstärksten und lukrativsten Handelsgüte. Noch während der Kolonialzeit experimentierten Europäer in den tropischen Gebieten Afrikas und Asien mit Cashcrop-Pflanzen wie Baumwolle, Tabak, Kaffee und Kakao. Hauptanbaugebiete für die anspruchsvolle Kakaopflanze wurden die westafrikanischen Länder Ghana und Cote d’Ivoire. Sie sind es auch heute noch. Der Anbau des Kakao ist heute noch mit entbehrungsreicher Arbeit verbunden. Das Kulturmuseum wird neuste Forschungen zum Thema präsentieren.
Schweizer Schokoladen-Geschichte
Im Jahr 1875 entstand in einer Schokoladenfabrik in Vevey eine Schweizer Neuheit: Dem Fabrikanten Daniel Peter (1836 – 1919) gelang die schwierige Verbindung von Schokolade mit Milch, damit gilt er zusammen mit der Dresdener Firma «Jordan & Timaeus» als Erfinder der Milchschokolade. Schokoladen-Manufakturen gab es in der Eidgenossenschaft allerdings schon seit 1819, als Louis Cailler (1796 – 1852) auch in Vevey, die erste Fabrik eröffnete. Übrigens der schweizerdeutsche Ausdruck für Schokolade ist Schoggi. Schokolade gehört zu den weltweit besonders häufig mit der Schweiz assoziierten Produkten. Weitere bekannte Schokoladen-Fabrikanten sind in der Tabelle zu finden. Die Schokolade kam im Laufe des 16. Jahrhunderts aus Amerika nach Europa.
Schweizer Schokoladengeschichte
- 1819 – Cailler in Vevey (heute Nestlé)
- 1826 – Suchard im Ortsteil Serrières in Neuchâtel (heute Mondelēz International), mit der Marke Milka
- 1845 – Sprüngli in Zürich (heute in Kilchberg als Lindt & Sprüngli)
- 1852 – Maestrani in St. Gallen (heute in Flawil) mit den Marken Minor und Munz
- 1879 – Lindt in Bern (heute Lindt & Sprüngli)
- 1887 – Frey in Aarau (heute Migros)
- 1899 – Tobler in Bern (heute Mondelēz International), u. a. mit der Marke Toblerone
- 1901 – Chocolat Villars in Villars-sur-Glâne (heute in Fribourg)
- 1929 – Camille Bloch in Bern (heute in Courtelary) mit der Marke Ragusa
- 1962 – Läderach in Glarus (heute in Ennenda)
- 2016 – Chocolat Dieter Meier in Zürich, eine Marke des Lebenskünstlers Dieter Meier
- 1865 – Wander, Schokolade auf Basis von Gersten-Malzextrakt der Marke Ovomaltine
- 1928 – Gottlieber Spezialitäten, Hersteller der gefüllten Gottlieber Hüppen (Hippe) in Gottlieben
- 1934 – Kägi fret (international: Kägi), eine mit Schokolade überzogene Waffelspezialität aus Lichtensteig im Toggenburg
Die Sonderausstellung Cacao ist Teil der Kooperation mit weiteren Ausstellungen in der Stiftsbibliothek und im Textilmuseum zum Thema «Esswelten».
Zu den Bildern: Das Ausstellungsbild stammt vom Kulturmuseum St. Gallen. Das «Schokoladenmädchen» von Jean-Etienne Liotard, ein aktuelles Foto von der Kakaoernte in Cote dÌvore und ein Bild von einem Kakaogefäss der Maya werden ebenfalls in der Ausstellung präsentiert. Das Bild zum Gefäss stammt vom Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Sammlung Ebnöther, Foto: Ivan Ivic.