Tonarten–50plus: Ein Chor mit Frauenpower stellt sich vor

Tonarten–50plus: Ein Chor mit Frauenpower stellt sich vor

Sängerinnen des Tonarten-Chors im verflixten siebten Jahr seines Bestehens erzählen im Interview von ihren Erfahrungen und Erlebnissen.


Wie würdet ihr euch als Chor charakterisieren?

Wir sind ein kleiner Chor mit aktuell dreizehn Sängerinnen. Unser Repertoire besteht aus Liedern verschiedener Kulturen und Zeitepochen, unterschiedlicher Musikstile und Sprachen. Dabei legen wir besonderen Wert auf eine ausdrucksstarke, dem Lied angepasste Klanggestaltung. Lustvolle Stimmbildung und Rhythmusschulung sind uns sehr wichtig. Auch klangliche Improvisationen haben immer wieder Platz und manchmal entsteht –spontan oder geplant – eine entsprechende Choreographie dazu.

Wie sieht euer Jahresablauf aus?

Alle vierzehn Tage mittwochs von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr proben wir im Singsaal des Talhofs in St. Gallen. Einmal im Jahr gönnen wir uns einen Singsamstag, an welchem wir uns auf unser Chorkonzert vorbereiten, den letzten Schliff erhalten und die Gemeinschaft pflegen. Dieses Konzert mit anschliessendem Apéro hat Tradition und ist für manche ein Höhepunkt unseres Vereinsjahres. Zwischendurch finden kleinere Anlässe, wie Singen in Heimen statt. Manchmal werden wir als Einstimmung zu Hauptversammlungen eingeladen. Hin und wieder organisieren wir ein “Offenes Singen”.

Wie hat alles begonnen?

Ältere Menschen ab 50 sind in Chören manchmal nicht mehr so gefragt, wollen aber ihre Stimme weiterhin pflegen und singen gerne. So entstand das Projekt “tonarten.ch. / Gesangsprojekte 50 plus.” Eine Gruppe von engagierten Frauen initiierte ab 2008 zusammen mit der Fachfrau Brigitta Gehrig Angebote und Workshops mit Titeln wie “Küchenlieder”, “Frauenpower erklingt” und ähnliche. Zu Beginn stand innovage.ch hierfür noch Pate. Ein erstes Highlight war dann auch der erste öffentliche Auftritt 2011 im Rahmen der Innovage-Jahrestagung im Pfalzkeller St. Gallen. Offene Singen, Singen mit Betagten, ein Workshop “British-Songs” wurden ebenfalls durchgeführt.

Um dem ganzen einen etwas anerkannteren, festen Rahmen zu geben, wurde 2011 der Verein “tonarten.ch / Gesangsprojekte 50 plus” ins Leben gerufen.

Aktuelles Hauptprojekt ist der Tonarten-Chor, der von Brigitta Gehrig sehr versiert und engagiert geleitet wird.

Viele Vereine kämpfen um ihren Fortbestand, wie sieht das bei euch aus?

Wir hätten gerne noch Zuwachs von ein paar Sängerinnen und Sängern. Leider ist der Vereinsbeitrag oft ein Knackpunkt. Um unsere Kosten zu decken, müssen wir einen Beitrag von jährlich 400 Franken erheben. Pro Abend belaufen sich die Kosten auf etwa 18 Franken, das ist für viele leider eine Hemmschwelle.

Was gefällt Euch persönlich am Tonarten-Chor?

Judith: Obwohl wir während der Proben jeweils konzentriert bei der Sache sind, herrscht bei uns eine gelöste, entspannte Stimmung und die gute Laune stellt sich während des Singens wie von selbst ein.

Mir gefällt besonders, dass ich kein Konkurrenzdenken spüre. Es gibt in unserem kleinen Chor einige Frauen, die besser singen als ich, aber ich fühle mich trotzdem voll akzeptiert und habe meinen Platz gefunden.

Beatrice: Ich profitiere sehr von der professionellen Stimmbildung unserer Chorleiterin Brigitta Gehrig und erziele mit viel Freude erhebliche Fortschritte in meiner Stimme.

Das Singen in hohen Lagen fällt mir viel leichter dank gezielter Atemtechnik. Mir gefällt die Liedauswahl, mein Repertoire hat sich erheblich erweitert.

Gibt es besonders schöne Erfahrungen für euch?

Judith: Früher habe ich auch in Chören gesungen, anschliessend aber eine lange Pause gemacht. Als ich mit etwa sechzig Jahren dem Tonartenchor beitrat, merkte ich, dass sich meine Stimme unterdessen verändert hatte. Öfters blieb ein einzelner Ton plötzlich irgendwie in der Kehle stecken. Ausserdem wurde ich schnell heiser. Da unsere Chorleiterin Brigitta das Einsingen immer sehr fachkundig und sorgfältig gestaltet, spürte ich bald kleine Fortschritte, und zu meiner Freude kann ich mich jetzt wieder fast wie in jungen Jahren auf meine Stimme verlassen.

Beatrice: Die Mittwochabende finde ich immer wieder wunderbar. Unsere Singbegeisterung wirkt ansteckend. Manchmal gibt’s nachher noch einen Umtrunk, bei dem Kontakte gepflegt und vertieft werden. Es ist eine Freude mit den Chorfrauen zu singen.

Wie sieht die zukünftige Entwicklung des Vereins Tonarten 50plus aus?

Wir hoffen, wir können als Chor noch lange weiterbestehen.

Schön wäre es, wir erhielten etwas Verstärkung, vielleicht sogar von Leserinnen dieses Interviews. Wenn wir Ihre Neugierde geweckt haben, schnuppern Sie doch unverbindlich an einem Mittwochabend bei uns und singen Sie mit. Wir freuen uns auf Sie. Auch Männer wären herzlich willkommen.

Judith Frommenwiler und Beatrice Ruppanner Breitenmoser.

Kontakt und Informationen:

Brigitta Gehrig, Dirigentin 071 277 56 76 

www.tonarten.ch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*