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Lage der Nation: Donald Trump und die Frauen

Lage der Nation: Donald Trump und die Frauen

Die Rede zur Lage der Nation zählt für US-Präsidenten zu den wichtigsten Ritualen des Jahres. Donald Trump wird während seines für Dienstag geplanten Auftritts inmitten von Menschen stehen, die er regelmässig rücksichtslos beschimpft und beleidigt.

Nancy Pelosi im Rücken, Migrantinnen auf den Rängen und eine schwarze Frau mit offizieller Replik – wenn der US-Präsident am Dienstag seine Rede zur Lage der Nation hält, wird er nicht nur von Anhängern umgeben sein. Im Gegenteil: Nach der Wahlschlappe seiner Republikaner im Herbst werden ihm nicht nur mehrheitlich demokratische Repräsentantenhausabgeordnete gegenüber sitzen, sondern zugleich so viele Frauen wie noch nie im Kongress. Etliche von ihnen sind gar nicht gut auf ihn zu sprechen.

Ein besonders prominenter Platz auf dem Podium wird Nancy Pelosi vorbehalten sein. Die demokratische Vorsitzende im Repräsentantenhaus wird Donald Trump während der gesamten Rede buchstäblich über die Schulter schauen. In der TV-Übertragung der «State of the Union Address» wird sie dabei nahezu durchgehend im Bild zu sehen sein.

Die Afroamerikanerin Stacey Abrams wurde von den Demokraten auserkoren, Trump nach dessen Ansprache Contra zu geben – als erste schwarze Frau in dieser Rolle.Die Demokratin Abrams wird am Dienstag sowohl vor als auch nach Trump das Wort haben. In ihrer Partei gilt sie nach ihrem bemerkenswerten Einsatz in Georgia als Hoffnungsträgerin sowie als eine mögliche Kandidatin für einen Senatssitz ab 2020.

«Ich hoffe, dass sie einen guten Job macht. Ich respektiere sie», sagte der Präsident am Donnerstag über die Politikerin, die bei den Zwischenwahlen im November das Rennen um das Amt des Gouverneurs im Staat Georgia nur knapp gegen den Republikaner Brian Kemp verlor.

Trump kündigte zwar an, in seiner diesjährigen Rede zur Lage der Nation einen Schwerpunkt auf das Thema «Geschlossenheit» zu legen. Doch praktisch im gleichen Atemzug erneuerte er seine Forderung nach einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, mit der er die amerikanische Gesellschaft seit Monaten spaltet. Erneut beteuerte er, dass ohne das milliardenteure Bauprojekt keine Einigung im Haushaltsstreit zu erzielen sei – was bedeuten würde, dass Teile der Verwaltung nach dem 15. Februar wieder geschlossen würden.

Der jüngste sogenannte Shutdown war bereits der längste in der amerikanischen Geschichte. Der Schaden für die Wirtschaft des Landes ist enorm – Schätzungen zufolge geht er längst über die für den umstrittenen Mauerbau veranschlagten Kosten hinaus. Insofern könnte der Zeitpunkt der Rede kaum kritischer sein. Einige Mitglieder des Kongresses haben für Dienstag als Gäste daher auch betroffene Bundesangestellte eingeladen, die 35 Tage lang kein Einkommen erhielten und nun eine Fortsetzung fürchten.

Als Gäste der Abgeordneten werden auch zwei weibliche Migranten mit einer ganz besonderen Verbindung zu Trump erwartet – beide waren einst Angestellte in einem Golfklub des Milliardärs im Staat New Jersey. Eine von ihnen ist Victoria Morales, die gebürtig aus Guatemala stammt. Trump beschäftigte sie mehrere Jahre, obwohl sie sich illegal im Land aufhielt.

In einem Interview betonte Morales, sie habe durchaus Respekt vor dem Präsidenten. Da er aber nicht aufhöre, Migranten als eine Art Plage darzustellen, die den Amerikanern die Jobs wegnehme, habe sie dennoch eine Botschaft an ihn. «Vergessen Sie die Mauer, hören Sie auf, Familien auseinanderzureissen und konzentrieren Sie sich auf eine Reform der Einwanderungsgesetze», sagte sie im Vorfeld der wichtigen Rede gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Die 46-jährige Sandra Diaz, die ursprünglich aus Costa Rica stammt, arbeitete von 2010 bis 2013 in dem knapp eine Autostunde westlich von New York gelegenen Luxus-Anwesen – unter anderem reinigte sie dort die Kleidung von Trump und machte seine Betten. Diaz sagte der AP vor einigen Wochen, dass auch sie damals ohne Aufenthaltsgenehmigung angestellt worden sei und dass ihre Vorgesetzten in dem Golfklub das gewusst hätten. Sie habe sich entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil es sie wütend mache, dass der Präsident Migranten pauschal als gewalttätig darstelle.

Bild Wikipedia: Die Anwesenheit der Abgeordneten Nancy Pelosi dürfte für Trump besonders unangenehm sein. / Texte: bluewin und NZZ

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