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«Farbe bekennen» – Textile Eleganz in Teheran um 1900 im Museum Rietberg Zürich

«Farbe bekennen» – Textile Eleganz in Teheran um 1900 im Museum Rietberg Zürich

Nach mehr als 20-jähriger Tätigkeit in Persien kehrte der St. Galler Kaufmann Emil Alpiger, er stammte aus Gams, 1896 zurück nach Zürich. Zu seinem Gepäck gehörte auch eine Holztruhe, gefüllt mit persischen Kleidungsstücken und Textilien. Über Generationen hinweg bewahrte die Familie Alpiger diesen Schatz sorgsam auf. Jetzt, ein Jahrhundert später, sind die kostbaren Kleider, Stoffe, Wandbehänge und Stickereien Mittelpunkt der Ausstellung «Farbe bekennen» im Museum Rietberg in Zürich. Die wertvollen Zeitdokumente sind bis 14. April 2019 zu bewundern.

Der Gamser Emil Alpiger (1841 bis 1905) baute im 19. Jahrhundert in Persien eine der weltweit grössten Teppich-Manufakturen auf und bestimmte dort über 20 Jahre die Import/Export-Geschäfte von Ziegler & Co mit. Er interessierte sich aber auch für Land, Leute und Kommerz und sammelte Waffen, Keramiken und Textilien. Axel Langer, Kurator der Ausstellung «Farbe bekennen» hat sich auch mit Alpigers Reisenotizen, die ebenfalls zum Nachlass gehören, auseinandergesetzt. «Sie lesen sich wie Wildwestromane von Karl May», sagt er.

1857 verreist der Gamser Emil Alpiger, damals 16 Jahre alt, von Zürich aus nach Konstantinopel. Doch lange bleibt er nicht dort. Er führt ein rastloses Leben. Mit 26 Jahren hat er bereits den ganzen Globus umrundet. Er war einer von zahlreichen Rheintalern, die die Armut damals in die Ferne trieb. Sesshaft wurde er schliesslich in Persien, wo er über 20 Jahre lang lebte und er eine Stelle bei Philipp Ziegler, einem gebürtigen Winterthurer antrat. Philipp Ziegler, ein Bekannter Alpigers, wanderte 1855 nach Manchester aus und gründete dort eine Import/Export-Firma. Er exportierte maschinell gefertigte und bedruckte Baumwollstoffe nach Persien, sogenannte «Cottonaden», dort verdrängten sie nach und nach die noch von Hand bedruckten persischen Stoffe.

Die Ausstellung im Museum Rietberg zeigt denn auch, wie die importierten und einheimischen Stoffe mit den traditionellen Kleidungsstücken kombiniert wurden. Es ist ein kurzes Damen-Jäckchen aus kostbarem Samt und feinem Wollgewebe zu sehen. Das Innenfutter aus geblümter Baumwolle dagegen, besteht aus billiger Importware. Die Männer trugen in Persien kaftanähnliche Leibröcke. Die Ausstellung präsentiert drei prächtige Exemplare. Der feine Wollstoff war damals der Oberschicht vorbehalten. Das Innenfutter ist aus maschinell bedruckter englischer Baumwolle.

«Die Kleider und Textilien stehen aber für mehr als nur den Geschmack und die Farbenliebe einer anderen Zeit und Kultur. Sie erzählen von der industriellen Fabrikation in Europa, der Suche nach neuen Absatzmärkten und exotischen Produkten für eine verwöhnte Pariser, Londoner oder Zürcher Bourgeoisie und von der Verdrängung handwerklicher Produktion in Persien einerseits. Andererseits zeugen sie davon, wie sich iranische Weber und Schneider europäische Moden und fremde Motive zu Eigen machten. Das augenfällige Beispiel sind die Röckchen des Pariser Balletts, die Tütüs, die kurz nach 1873 von den Damen am Hof des Schahs dem eigenen Geschmack gemäss verändert und getragen wurden», schreibt Axel Langer in seinen Pressemitteilungen.

Genauso bemerkenswert ist das Umfeld der persischen Teppiche. Nach den Weltausstellungen von London, Paris und Wien gehörte ein Orienteppich zum letzten Schrei. Firmen, wie jene von Philippe Ziegler aus Manchester, waren schnell zur Stelle um die Kundenwünsche zu erfüllen. Die Muster wurden von Emil Alpiger, der für Ziegler arbeitete, dem europäischen Geschmack angepasst. Axel Langer ist es gelungen echte Ziegler Teppiche in die Ausstellung zu bringen.

 

Am 30. Januar und 13. Februar 2019, jeweils 18.30 bis 19.30 Uhr, führt Axel Langer die Gäste durch die Ausstellung!

Weitere Informationen unter: rietberg.ch/farbebekennen

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