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Ganz oder gar nicht – alt Bundesrätin Elisabeth Kopp wird am 16. Dezember 80 Jahre alt. Happy Birthday!

Ganz oder gar nicht – alt Bundesrätin Elisabeth Kopp wird am 16. Dezember 80 Jahre alt. Happy Birthday!

Sie hat Schweizerische Frauengeschichte geschrieben wie kaum eine andere. Dabei bewegte sie sich oft auf mehr oder weniger dünnem Eis. Doch obwohl die einst passionierte Schlittschuhläuferin Elisabeth Kopp sich auf Glatteis in ihrem Element fühlt, strauchelte sie und fiel. In ein tiefes, tödliches Loch – unnötiger- und unfairerweise, wie man erst seit wenigen Jahren offizell weiss oder wissen will. 

Für ihre Liebe zum Eiskunstlauf riskierte sie einst den Rauswurf aus dem Gymnasium. Sie nehme bloss einem begabteren Buben den Platz weg, beschied ihr damals der Rektor. Sie fand es unerhört und wurde dieser Bemerkung wegen für die Geschlechterdiskriminierung sensibilisiert.

Das Thema treibt die FDP-Politikerin auch heute noch um. So hätte sie sich über eine Wahl von Hillary Clinton zur ersten US-Präsidentin gefreut. Dass es anders kam, hat sie aber nicht überrascht: “Ich habe mir überlegt, dass viele Frauen im Vorfeld nicht zugeben wollten, dass sie Donald Trump wählen”, sagte Kopp nach der Wahl dem Schweizer Fernsehen SRF.

Der Aufstieg als Politik-Pionierin

Am 16. Dezember 1936 in Zürich geboren und aufgewachsen in Muri bei Bern, studierte die Beamtentochter Rechtswissenschaften in Zürich. 1960 heiratete sie den Wirtschaftsanwalt Hans W. Kopp. Die beiden hatten sich anlässlich der Ungarnhilfe Mitte der Fünfzigerjahre kennengelernt.

Ihre politische Karriere begann Elisabeth Kopp 1970 nach der Einführung des kantonalen Frauenstimmrechts in Zumikon, Kanton Zürich. Zunächst FDP-Gemeinderätin, wurde sie vier Jahre später zur ersten Gemeindepräsidentin in der deutschen Schweiz gewählt.

Und 1979 schaffte sie den Sprung in den Nationalrat. Als (vermeintliche) Krönung ihrer raschen und steilen Karriere wurde die Politikerin am 2. Oktober 1984 als erste Frau in den Bundesrat gewählt – und dies trotz einer Schlammschlacht um frühere Fehltritte ihres Ehemannes. Zu den wichtigsten Dossiers in ihrer Amtszeit als Justizministerin gehörte übrigens auch die Asylpolitik.

Der tiefe Fall ins Nichts

Schön und gut, jedenfalls bis im Herbst 1998, als die Magistratin schliesslich doch noch über ihren Ehemann stolpern sollte. Am Telefon drängte sie ihn dazu, aus dem Verwaltungsrat einer der Geldwäscherei verdächtigten Firma zurückzutreten. Die Affäre weitete sich in der Folge zu einem der grössten Politskandale der Schweiz aus.

Auf massiven öffentlichen Druck hin, trat die Bundesrätin Elisabeth Kopp Anfang 1989 aus dem Bundesrat zurück und unter dem Vorsitz des späteren Bundesrates Moritz Leuenberger (SP) wurde eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) eingesetzt, welche auch den Fichenskandal aufdecken sollte.

Die PUK wertete Kopps Verhalten als schuldhaftes Versagen, bescheinigte ihr aber eine “kompetente und umsichtige Amtsführung”. Aus rechtlicher Sicht konnte ihr nichts vorgeworfen werden und 1990 wurde sie vom Bundesgericht vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung freigesprochen.

Für das Ehepaar Kopp begann dennoch eine unfassbare gesellschaftliche Ächtung, die auch mit dem finanziellen Niedergang verbunden war. Zunächst arbeitete Elisabeth Kopp als Europarechts-Spezialistin in der Anwaltskanzlei ihres Mannes.

Dieser wurde 1991 in der Affäre um die Anlagefirma Trans-KB zu einer bedingten Gefängnisstrafe verurteilt und verlor sein Anwaltspatent. Er starb schliesslich anfangs 2009 – ohne je in die Öffentlichkeit zurückgefunden zu haben. Und Elisabeth Kopp trat nach und nach wieder als Referentin auf, kämpfte für ihre Rehabilitierung als Politikerin und Mensch und auch für den Namen ihrer grossen Liebe.

Der Film, das Buch und die Wende

Massgeblich zu ihrer Rehabilitierung beigetragen hatte 2007 der Dokumentarfilm “Elisabeth Kopp – Eine Winterreise” von Andres Brütsch. Für ihre Teilnahme an den Premieren erhielt die Protagonistin grossen Applaus.

Auf einmal war sie als Interviewpartnerin in gesellschaftlichen und politischen Fragen wieder gefragt. Und Anfang letzten Jahres engagierte sie sich mit weiteren ehemaligen Bundesräten gegen die Durchsetzungsinitiative der SVP und ist immer gern gesehener Gast für Gleichstellungs- und wichtige innen- und aussenpolitische Fragen.

Elisabeth Kopp hat eine Tochter und lebt immer noch in Zumikon. Die im Dezember 2013 erschienene Biografie (“Elisabeth Kopp: Zwei Leben – ein Schicksal. Aufstieg und Fall der ersten Bundesrätin der Schweiz” von René Lüchinger) gibt nicht nur Aufschluss über den Menschen Elisabeth Kopp, sondern auch über den schwierigen Kampf einer Politikerin und einer grossen Frau, die mit allen Konsequenzen zu sich und ihren Liebsten steht, die daran scheitert und hinfällt und doch immer wieder aufsteht und sich nicht unterkriegen lässt. Happy Birthday, Elisabeth Kopp!

Bild: alt Bundesrätin Elisabeth Kopp und Hans W. Kopp bei der Premiere zum Dok-Film

Lesen Sie mehr über die Biografie von Elisabeth Kopp.

Zwei Leben – ein Schicksal! Das Buch von René Lüchinger zum Leben und zur Karriere der ersten Bundesrätin der Schweiz ist auch ein sinnvoller Geschenktipp, wie auch der Dokumentarfilm von Andres Brütsch, der die Ehre – zumindest der Elisabeth Kopp – wieder in bessere Bahnen zu bringen vermochte.

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